HERZLICH WILLKOMMEN

Ins Ungewisse I

der wind reicht uns seine pfote

kinder, wir stehlen uns bilder

jeder windstoß hebt uns in die luft wie drachen

das tapsen von füßen

da sind sie!

ein gruß den wanderern!

schwarz, aufrecht, seiltänzerisch

jonglieren sie über den schillernden horizont

ein schaukeln, tausendfach schon hin und her gewankt

wie machen sie das nur, hier überleben?

warm zu bleiben

am leben zu bleiben

die leere umschließt uns

die stille dröhnt in meinen ohren

eine bewegung

eine falte im schönen anzugstoff

ich halte den atem an

sie sind da!

auf die knie gehen, um auf ihrer höhe zu sein

„wer bist du?“, fragen mich ihre augen

„wer bist du?“, fragen mich ihre augen

es ist abend und die welt ist blau

es ist morgen und die welt ist weiß

die sonne macht uns trunken

zusammengekniffene augen vor den tropfenkristallen

wir torkeln wie besoffene ameisen

ja, genießen wir den rausch, ganz nah bei ihnen zu sein!

sie gehen vorüber

wie bei einer prozession

und so lebendig, genau wie wir

sie steigen in vollem prunk erneut die jungfräulichen ruinen

dieser kathedralen empor

um sich dann im lichte aufzulösen

und die sonne kündigt die tage an

und die kälte übernimmt erneut die herrschaft

in meinem kopf stimmt der blizzard ein te deum an

 

Luc Jacquet aus „Adelie Eisland“

2018 Knesebeck GmbH & Co. Verlag KG München